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Exkursion UNESCO-Weltnaturerbe Bettlachstock

Was für ein Glück: Trotz schlechter Wetterprognose erlebte unsere 14-köpfige Gruppe einzig während wenigen Minuten leichten Regen und sonst durchwegs angenehmes Wanderwetter! So konnten Sasha und Max ihre fundierten Kenntnisse bei zahlreichen Weghalten auf den Pfaden zwischen Bettlachrank und Bettlachstock vermitteln. Max zeigte uns anschaulich auf, wie nach dem Ende der Eiszeit vor 12000 Jahren der Siegeszug der Buchen begann, die sich über fast ganz Europa ausbreiteten. Das Gebiet des Bettlachstocks aber wurde schon vor längerer Zeit wegen schlechter Zugänglichkeit nicht mehr bewirtschaftet und dann vor 40 Jahren zum Naturreservat erklärt. So stehen hier noch über 200 Jahre alte Buchen. 2021 wurde es als grösstes mitteleuropäisches Naturreservat der Buchenstufe (Kernzone 195 ha und Pufferzone von 1100 ha) ins Unesco Weltnaturerbe aufgenommen. In diesem Gebiet forscht auch die eidgenössische Forschungsanstalt der ETH für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und untersucht vielfältig den Zustand des Waldes.
Max versteht es hervorragend, viele Zusammenhänge aufzuzeigen, deren man sich als Laie nicht bewusst ist. Wir erfuhren z.B., dass Laubbäume eher Zugwurzeln (gegen die Hauptrichtung des Windes) ausbilden und Nadelbäume Stützwurzeln. Werden Nadelbäume von Borkenkäfern angegriffen, sondern gesunde Bäume als Abwehr Harz aus. Im Alter werden Buchen und andere Laubbäume aber oft vom schwarzen Brandkrustenpilz angegriffen. Trotzdem können die Buchen noch längere Zeit überleben. Oft sind sie zu diesem Zeitpunkt innen schon hohl und deshalb widerstandsfähiger gegen Windfall. Tote stehende und liegende Bäume decken wichtige Lebensräume für verschiedene Arten wie Tiere und somit für die Biodiversität ab.
Und, und und...
Genau so interessant waren auch die vielen Inputs von Sasha. Sie hörte viele Vogelstimmen, die wir nicht wahrgenommen hätten: die Misteldrossel mit ihrem Amsel ähnlichen Gesang, das Rotkehlchen, das Wintergoldhähnchen, den Trauerschnäpper und den Berglaubsänger mit seinem 'Velosolexruf'! In einem Quiz konnten wir Begriffe (z.B. 'Störefried' oder 'Totenvogel') den verschiedenen Rabenvögeln zuordnen.
Auch über viele Pflanzen wusste Sasha Interessantes zu berichten. Z.B. über die lebenswichtige Unterscheidung von Bärlauch, Maiglöckchen, Herbstzeitlose und Aronstab. Betreffs Aronstab erzählte uns Sasha dies: Der Aronstab macht sich die Vorliebe von Insekten für modrig faulen Uringeruch zu Nutze. Er lockt so Insekten an, die dann an der öligen Blattinnenseite hinunterrutschen und eine Nacht lang durch Reusenhaare gefangen sind. Im Innern kann der Aronstab die Temperatur auf bis zu 40 Grad erhöhen. In der wohligen Wärme werden die Insekten mit Blütenstaub eingepudert. Am nächsten Morgen sind die Reusenhaare verdorrt. Die Insekten sind befreit, um einen neuen Aronstab zu besuchen und zu befruchten. So etwas muss man sich zuerst mal einfallen lassen!
Auf dem Bettlachstock machten wir Mittagsrast. Hier wurde früher die Alp bewirtschaftet. Die zunehmende Trockenheit sowie fehlendes Trinkwasser bedeuteten das Ende der Alpwirtschaft. Noch heute ist dieses ehemalige Weidegebiet nur spärlich von Bäumen besiedelt. Nun folgte der Abstieg zum Bergrestaurant Bettlachberg. Hier genossen wir feinen Zwetschgenkuchen. Frisch gestärkt folgte der letzte Wanderabschnitt zurück zum Bettlachrank, wo wir den Bus nach Grenchen nahmen und dann die Heimreise nach Olten antraten.

Thomas und Andrea von Arx