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Bergwandern im Vinschgau (Südtirol)

Tourenwoche Mals im Vinschgau/Südtirol vom 5. August - 12. August 2023

Das Dorf Mals im Vinschgau im beliebten Südtirol war der Ausgangspunkt für eine tolle Wanderwoche mit 12 Teilnehmern von 5. August bis 12. August 2023. Heinrich Zimmermann, der Kenner der Region und Organisator hatte für uns einige Überraschungen zusammengestellt. Er hat uns damit eine herrliche Landschaft und ein geniales Wandergebiet ganz nahe an unserer Schweizer Grenze näher gebracht.

1. Tag «Anreise und Besuch des Klosters Marienberg»
Mit dem ÖV reisten wir von Olten über Landquart - Zernez - nach Mals ins Vinschgau. Die gute und schnelle Verbindung ermöglichte uns nach Bezug des Hotels Tirol einen ersten Abstecher zur Abtei Marienberg. Der weiss getünchte, festungsartige Bau thront am rechten Talhang, in nächster Umgebung von Mals und ist von weither sichtbar. Die höchstgelegene Benediktinerabtei Europas die zur schweizerischen Kongregation gehört, hatte einiges zu bieten. In einem Museum werden das kulturell und religiös wertvolle Vermächtnis des Stiftes gezeigt. Die Führung durch die Krypta mit den romanischen Fresken, das Schaudepot und die Bücherei wurde uns von einer Dame eindrucksvoll vorgestellt. Ein besonderes Highlight war aber auch die Trauung eines Pärchens aus dem Sarntal in der Stiftskirche. Herrlich zu erleben wie Lebensfreude, Kultur und Brauchtum diese Menschen verbindet.
Mit vielen schönen Eindrücken nahmen wir den Abstieg ins Tal unter die Füsse.

2. Tag «Wanderung Eckhof-Tellajoch-Laatscher Alm-Schleiser Alm-Pkt. 2159-Schlinig»
Der Wetterbericht versprach wechselhaftes Bergwetter. Wir hoffen aber, dass uns der stark blasende Nordföhn einige Sonnenstunden bescheren würde. Das Alpentaxi brachte uns auf einer schmalen aber gut befahrbaren Bergstrasse zum Eckhof auf 1723 müM. Der Weg über die Alpstrasse zur Tella Alm und zum Tellijoch ermöglichte uns immer wieder herrliche Ausblicke ins Münstertal. Die aufkommenden Regenzellen vermiesten uns eine längere Rast in der originell gestalteten Schneckenbank. Der Regenschutz war nun immer in griffnähe. Wie gerufen zeigte sich dann auf der Laatscher Alm die Sonne wieder. Die Mittagsrat liessen wir uns mit einheimischem Käse, Speck und Kuchen so richtig verwöhnen. Das abschliessende «Schnäpsli», offeriert von der Almwirtin erwärmte unser Gemüt, denn inzwischen hatte wieder Regen eingesetzt. Ein schöner Aufstieg zum Pkt. 2159 mit prächtiger Aussicht auf die umliegende Bergwelt und vorbei an der Kälberalm gelangten wir ins Bergdorf Schlinig. Der Heimweg per Bus war uns sehr willkommen.

3. Tag «Wanderung auf dem Schnalser Waalweg von Kastelbell zum Schloss Juval»
In Kastelbell stiegen wir aus dem modernen Zug. Heute stand eine vermeintlich lockere Wanderung auf dem Schnalswaalweg zum Schloss Juval auf dem Programm. Oberhalb des Weingutes Köfelgut empfing uns aber schon der Weingutsbesitzer und machte uns auf einen gesperrten Wegabschnitt aufmerksam. Der starke Wind hatte Bäume entwurzelt und über den Weg gelegt. Schnell war eine Ausweichroute abgesprochen und weiter gings zuerst durch Obst- und Weinplantagen wieder hinauf zu einem der schönsten Waalwege im Vinschgau. Waale waren und sind Kanäle, die die Bauern vor langer Zeit errichteten um Wasser in die trockenen Wiesen und Äcker zu leiten. Im Schatten des Mischwaldes mit ihren knorrigen Kastanienbäumen und der Trockenhänge des Sonnenbergs erreichten wir die Jausenstation Sonnenhof. Nach Einsicht in die Speisekarte war der Lunch aus dem Rucksack blitzartig vergessen. Der hervorragende Wein und die grossen Speck- und Käsestücke als Mittagsverpflegung übertrafen unsere Vorstellungen und wurden als Vorrat für spätere Touren im eigenen Rucksack verstaut. Auf Plattenwegen und über Treppen aber immer den Wasserläufen entlang erreichten wir endlich das ersehnte Ziel. Das mittelalterliche Schloss Juval, auf einem Hügel am Tor ins Schnalstal auf etwa 1'000 müM. Es ist das private Schloss und seit 1983 die Sommerresidenz der Bergsteigerlegende Reinhold Messner. Wir besichtigten die Tibetikasammlung, eine Maskensammlung aus 5 Kontinenten, eine Bergbildergalerie und Utensilien aus seiner Bergsteigerzeit. Unbeschreiblich, welche Aktivitäten dieser Mensch in kurzer Zeit getätigt hat und nun in diversen Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich macht. Müde vom beschwerlichen Abstieg aber mit vielen guten Eindrücken bestiegen wir den Zug in Stava zurück nach Mals.

4. Tag «Wanderung ab Stilfserbrücke nach Sulden»
Nach fast verpasstem Stopp entstiegen wir in Stilfserbrücke im Suldental dennoch den Bus. Ein steiler Anstieg durch Lärchen- und Arvenwald, vorbei an unzähligen Pilzen am Wegrand brachte uns zur Alm Malga oberhalb Prad am Stilfserjoch. Während der Mittagsrast zeigte uns der dort hausende Älpler was Gastfreundschaft im Südtirol bedeuten kann. Er stellte uns kurzerhand seine sanitarischen Einrichtungen zur Verfügung und erzählte dann über sein einsames Älplerleben. Leider war es aber für eine erfrischende Dusche etwas zu früh. Weiter folgten wir dem knorrigen Wurzelweg und waren etwas irritiert über die vielen vom Sturm gefällten Bäume die wild an den Wegen und im Wald herumlagen. Angekommen beim Gasthof Waldruhe an einem schattigen Rastplatz gönnten wir uns eine kühlende Erfrischung. Nach einem Umweg, aufgrund der vielen Baumschäden erreichten wir dennoch frühzeitig das Skifahrerdorf Sulden. Der Versuch im dortigen Posthotel einen köstlichen Apfelstrudel und Kaffee zu geniessen misslang dann leider einigen ungeduldigen Kolleginnen. Sie wollten keinesfalls den Bus verpassen. Der Hotelbesitzer, der «Postandi» wie er sich selber vorstellte, war erfreut über unsern Besuch aus der Schweiz und offerierte sie halt grosszügig den noch dagebliebenen. Die verspätete Busverbindung von Sulden zurück nach Schluderns-Spondenig machte uns abermals etwas Kopfzerbrechen. Mit dem ÖV schafften wir es nicht mehr zeitgerecht zum Abendessen ins Hotel. Der hoteleigene Koch organisierte aber kurzfristig ein Privattaxi, derweil wir in der Gartenlounch des albanischen Bahnhof-Barkeepers einen stimmungsvollen Apéro genehmigten.

5. Tag «Verdienter Ruhetag»
Die Gruppe fasste individuelle Reiseziele ins Auge. Einige verblieben in Mals um dort das hoteleigene Spa zu geniessen. Andere erkundeten die nähere Berggegend oder reisten nach Meran, das von ausgedehnten Parks und grünen Promenaden, von botanischen Gärten und zahlreichen Wasserläufen geprägt ist. Man genoss das urbane Flair in der Altstadt und flanierte zwischen den mittelalterlichen Laubengängen und der Prunkbauten der Belle Époque. Der Besuch der preisgekrönten Gärten von Trauttmannsdorf war der Höhepunkt des Tages.

5. Tag «Bergtour Gieshof-Saldurseen-Oberetteshütte-Almhotel Gieshof»
Der Parkplatz beim Almhotel Glieshof, am Ende der asphaltierten Straße im Matscher Tal, war der Ausgangspunkt dieser Bergtour. Zuerst führte der recht gemütliche Wald- und Wiesenpfad in den hintersten Talabschnitt. Über einen steilen und teils sehr ruppigen Bergweg erreichten wir auf ca. 2300 müM. die Saldurböden, eine hochalpine Fels- und Wiesenlandschaft die uns mit ihrer vielfältigen Farbgebung und sehr unterschiedlich geformten Felsstrukturen ins Auge stach. An mehreren Gletscherbächen vorbei, in felsigem Gelände erklommen wir die Seenplatte der Saldurseen auf 2800 müM. Der Große Saldursee mit seinem türkisfarbenen Wasser ist ein besonderer Blickfang, gleich daneben befindet sich ein im Laufe der letzten Jahrzehnte versandetes zweites Seebecken, das vom Gletscher gespeist wird. Im krassen Gegensatz dazu liegt oberhalb der dunkelblaue Westliche Saldursee, der keinen Zufluss vom Gletscher aufweist. In dieser schönen Landschaft stärkten wir uns mit dem im Rucksack mitgebrachten Proviant, bevor wir zum Abstieg aufbrachen. Entgegen der geplanten Route über das Bildstöckeljoch ins Schnalstal wählten wir den Weg zurück über die Oberetteshütte zum Ausgangspunkt Glieshof. Der Abstieg in kurzen aber sehr rutschigem und steilem Gelände war für manche eine Herausforderung. Schlussendlich waren wir froh, die Oberetteshütte erreicht zu haben.
Mehr als ein kurzer Blick zurück auf unsere atemberaubende Route liess der Fahrplan der Alpentaxis leider nicht zu. Zurück in Matsch liess uns das zu kleine und überfüllte Alpentaxi erneut nach einer Alternativlösung suchen. Eine einheimische und sehr verständnisvolle Taxifahrerin brachte uns dann zu unserer grossen Freude bis vor das Hotel in Mals.

6. Tag «Sulden-Madritschjoch-ins Martelltal»
Zum Abschluss unserer Tourenwoche stand eine der schönsten Hochtouren im Herzen des Nationalparks Stilfser Joch auf dem Programm. Die Bergbahn brachte uns von Sulden aus bis auf 2581 müM. zur Bergstation Schaubachhütte. Hier erwartete uns ein phänomenaler Blick ins zentrale Ortlermassiv. Ab hier begann die Hochtour über das Madritschjoch ins Martelltal. Die Wanderung führte anfangs auf einer Schotterpiste auf der Fauna und Flora nicht viel zu bieten hatte leicht ansteigend auf das Madritschjoch auf 3123 müM. Oben angekommen eröffnet sich ein Bilderbuch ähnlicher Weitblick. Im Rücken lagen Ortler, Zebru und die Königsspitze und vor Ihnen eröffnete sich die Gletscherregion rund um die Zufallspitze und Cevedale. Der Abstieg erfolgt über den Weg zur Zufallhütte bis zum Parkplatz Hinter-Martell. Hier hatten wir genügend Zeit im Alpengasthof Schönblick einen ausgiebigen Schlusstrunk zu geniessen. Die Rückreise mit dem Bus und anschliessend mit dem Zug hätte abwechslungsreicher nicht sein können. Vorbei am Zufritt Stausee, an den noch immer früchtetragenden Erdbeerplantagen und weiter unten den reichlich behängten Obstbäumen erreichten wir Goldrain. Der Zug brachte uns zurück nach Mals.

7. Tag «Rückreisetag Mals-Olten mit Besuch des Städtchens Glurns»
Allzu schnell flogen die Ferientage im schönen Vinschgau vorbei und schon galt es wieder die Heimreise anzutreten. Auf dem Rückweg stand aber noch der Besuch der kleinsten Stadt Tirols auf dem Programm. Glurns ein historisches Juwel in der Landkarte verzaubert mit ihrem charmanten, mittelalterlichen Flair. Die vollständig erhaltene Stadtmauer, die drei malerischen Tortürme, die romantischen Laubengänge, die engen Gassen und die edlen Bürgerhäuser hinterlassen magische Eindrücke. Erstaunlich zu vernehmen, dass Kaiser Maximilian I dieses Bollwerk im 16. Jahrhundert als Schutz gegen die Eidgenossen errichten liess. Mit einem komfortablen Schweizer Postauto wurden wir über den Ofenpass durch den Schweizer Nationalpark zurück nach Zernez chauffiert. Die Rhätische Bahn und die SBB brachten uns wohlbehalten zurück nach Olten. Rückblickend dürfen wir auf eine gut organisierte und eindrucksvolle Tourenwoche mit vielen Highlights zurückschauen. Wir möchten uns bei Heinrich Zimmermann für seine immense Vorbereitungsarbeit und fürsorgliche Tourenführung sehr herzlich bedanken. Wir freuen uns jetzt schon auf ein andermal.


Autor: Walti Büchel

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