Am 23. Februar zur Mittagszeit war Treffpunkt im Bergrefugium Langtaufererhof im gleichnamigen Tal im Südtirol. Voller Vorfreude auf die kommende Woche und bei strahlendem Sonnenschein näherten wir uns auf der Hinfahrt dem Reschenpass im oberen Vinschgau (Val Venosta) und bestaunten im Vorbeifahren den im See versunkenen Kirchturm von Altgraun. In Graun folgte die Abzweigung ostwärts ins Langtauferertal (Vallelunga) und bei uns machte sich bereits eine kleine Ernüchterung breit. Wir mussten feststellen, dass die Südhänge teilweise bis weit hinauf ausgeapert waren. Aufgrund der kargen Schneefälle dieses Winters war das leider zu befürchten. Nach einer kurzen Begrüssungsrunde und ersten Informationen von Walter und Markus ging es aber den noch los auf eine nachmittägliche Tour. Wider Erwarten gab es am Südhang immer noch Möglichkeiten für einen Aufstieg und erste Spitzkehren. Die Abfahrt erlaubte bereits ein paar grosszügige Schwünge und die Aussicht auf die weissen Nordhänge der anderen Talseite zerstreute die aufgekommenen Bedenken. Die Woche war damit so richtig lanciert. Im Bergrefugium Langtaufererhof waren wir sehr gut aufgehoben. Wie so häufig im Südtirol wähnte man sich gar nicht in Italien. Es wurde deutsch gesprochen und die Portionen beim mehrgängigen Nachtessen waren stets gut bemessen. Das Frühstücksbuffet war so gross, dass man sich fast verlaufen konnte, und Stau gab es nur beim Kaffeeautomaten. Nach Abschluss jeder Tour wartete ab 14 Uhr ein süsses Dessertbuffet. Für die Unersättlichen bestand anschliessend die Möglichkeit, die wunderschönen und bestens präparierten Loi pen zu testen oder sich im Spa-Bereich zu entspannen, was rege benutzt wurde. In den nächsten vier Tagen machten wir jeweils den Verhältnissen entsprechend Touren auf der Südseite des Tals. Es zeigte sich, dass es dort trotz Schneeknappheit immer noch hervorragende Möglichkeiten für wunderschöne Aufstiege durch einsame Gegenden gab. Wir lernten schöne und abgeschiedene Seitentäler kennen. Besonders gefallen hat uns die weitläufige Ochsenbergalm mit der schönen St. Wendelin-Kapelle. Ebenso erwähnenswert sind die Masebner Alm mit der gleichnamigen Hütte, einer tollen Einkehrmöglichkeit mit einladender Terrasse, und die Melager Alm, im Sommer ein idyllisch gelegenes Wanderziel im Abschluss des Langtauferertals. Auf der Masebner Alm gibt es sogar noch einen Skilift, der ab und zu in Betrieb ist, und die Alm kann auch mit einem Shuttle-Service erreicht werden. Das ganze Gebiet ist bekannt für Skitouren, Schneeschuhtouren, Wanderungen (Winter und Sommer) sowie Biken und Bergtouren. Bei den Abfahrten war häufig etwas Vorsicht geboten. Je nach Hanglage in den verschiedenen Seitentälern war die Schneelage unterschiedlich und man musste mit Steinkontakt rechnen. Wir hatten mehrheitlich wun derbare Aussichten direkt hinunter ins Langtauferertal und rundherum bis weit darüber hinaus. Das Pano rama reichte von der Wildspitze im Nordosten über die Weisskugel zum Ortler im Süden und via die Berni nagruppe und das Unterengadin bis in das Silvrettagebiet im Westen. Das Wetter war mehrheitlich gut bis sehr gut und nur zweimal kehrten wir wegen aufkommendem Schlechtwetter etwas vorzeitig um. Am Tag der Rückreise kamen wir noch in den Genuss einer letzten Tour im Rojental beim Reschenpass. Die ersten 350 Höhenmeter legten wir mit dem Sessellift Zwölferkopf in Rojen zurück und starteten von dort Richtung Elferspitze. Das Wetter war hervorragend, der Aufstieg durch die unberührte Natur oberhalb des Skigebiets Schöneben war herrlich und die anschliessende Abfahrt ein wahrer Genuss. Diese Tour bleibt aus verschiedener Sicht unvergessen und bildete den krönenden Abschluss unserer Tourenwoche. Es zeigte sich nochmals, wie es Walter einmal mehr gelang, uns bei den knappen Schneeverhältnissen trotz dem zu einem grossartigen Erlebnis zu verhelfen. Zudem lernten wir noch, wie man einen den Berg herunter kollernden Deckel einer Thermosflasche mit einer rasanten Abfahrt auf Fellen und einem gezielten Hecht sprung vor seinem definitiven Abgang retten kann bzw. seinen Eigentümer davor bewahrt, inskünftig kalten Tee trinken zu müssen.
Fazit: Alles in allem eine tolle Woche! Unser Dank gebührt vor allem unserem Bergführer Walter, der uns sehr umsichtig geführt und hervorragende Spurarbeit geleistet hat, teilweise sogar unter Zuhilfenahme des Pickels, und unserem Tourenleiter Markus für die perfekte Organisation und den herunterkollernden Ther mosfalschendeckel.
Teilnehmer/-innen: Walter (Bergführer), Andi, Annekäthi, Dieter, Edith, Judith, Markus (Tourenleiter), Peter (Tourenbericht und Fotos), Susanne
Tourenprogramm im Detail:
23.2.25 Anreise nach Graun Kappl (1880 m) im Langtauferertal, Bergrefugium Langtaufererhof Einlauftour ca. 420 Hm entlang Südhang des Tales
24.2.25 Tour ab Kappl Karlinbach (1850 m) zur Masebener Hütte und weiter ins Valbennajrtal. Ab 2500 m westwärts hoch bis 2700m und weiter im teilweise mässig steilen NNW-Hang mit ein paar Spitzkehren zum Schwarz kopf (3002 m). Abfahrt nordwärts ca. 120 Hm und dann via NNO-Hang zurück zur Masebener Hütte (mehr heitlich guter Pulverschnee aber auch schon ziemlich verfahren) und nach Einkehr auf der sonnigen Ter rasse schliesslich entlang Schlittenweg nach Kappl. Insgesamt eine lohnende Tour bei sonnigem Wetter und guten aber teilweise knappen Schneeverhältnissen mit einzelnen Steinkontakten.
25.2.25 Tour ab Kapron Riegel (1680 m) südwärts ein Tal hoch zur Ochsenbergalm und weiter Richtung Zerzer Köp fel bis auf eine Höhe von ca. 2440 m unterhalb der Speikerwand. Aufgrund von Schneeknappheit und in Er mangelung einer lohnenden Abfahrtsvariante und aufkommenden Schlechtwetters Umkehr und Abfahrt auf etwa gleicher Route wie Aufstieg. Im obersten Teil der Abfahrt etwas Bruchharsch, danach pistenähnliche Verhältnisse.
26.2.25 Tour westwärts zur Melager Alm und südwärts hoch Richtung Roter Kopf (3246 m). Auf einer Höhe von 2760 m abgebrochen infolge schlechten Wetters und beginnenden Schneefalls. Abfahrt in gutem Schnee bis auf eine Höhe von ca. 2450 m und danach Querung Richtung NW zur Masebner Alm und über die Skipiste run ter nach Kappl.
27.2.25 Mit Hägglunds Raupenfahrzeug (ehemals Militärfahrzeug) zur Masebener Hütte (2250 m) hochgefahren und von hier aus Tour zur Falbenairspitze (3199 m), Aufstieg via NE-Hang bis zum Sattel (3070 m) und dann Richtung NW zum Gipfel. Skidepot auf ca. 3140 m. Abfahrt auf derselben Route bis ca. 2500 m und dann direkt runter zur Melager Alm. Wetter schön bis ca.11 Uhr, dann Aufzug von Wolken, kühler Wind im Auf stieg ab Sattel und schlechtes Licht zu Beginn der Abfahrt. Während der Abfahrt wieder klarere Sicht und sogar Sonnenschein. Die Schneeverhältnisse auf der Abfahrt waren mehrheitlich gut bis teilweise sehr gut. Alles in allem war diese Tour sehr lohnend und wohl das Highlight der Woche.
28.2.25 Tour im Rojental bei Reschen. Mit Sessellift Zwölferkopf hochgefahren und von dort (2300 m) aus Tour Rich tung Elferspitze (2926 m). Auf 2750 m abgebrochen, da der Gipfelaufstieg teilweise zu Fuss und über un wegsames Gelände mit wenig Schnee und viel Zeitaufwand hätte gemacht werden müssen. Abfahrt bis hin unter zur Talstation des Sessellifts (1940 m). Hervorragendes Wetter und gute, aber knappe Schneeverhält nisse. Eine sehr schöne Tour zum Abschluss der Woche unmittelbar vor der Rückreise.